Unter dem Weihnachtsbaum liegt sie, die neue Holzblockflöte. Wie wird sie eingespielt? Jedes Holzinstrument ist ein Individuum, genauso wie der Spieler dieses Instruments.
Das Einspielen ist ein wechselseitiger Kennlern- und Gewöhnungsprozeß, der unbedingt mit viel Aufmerksamkeit begleitet werden sollte, da sich die neue Flöte an die Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, die beim Spielen entstehen, gewöhnen muss.
Dafür darf sie am Anfang nicht überlastet werden. Ein regelmäßiges tägliches aufmerksames Spielen erleichtert diesen Prozeß:
- Beginnen Sie das Einspielen sehr einfühlsam: Bringen Sie Ihre Flöte auf Körpertemperatur, bevor Sie mit dem Spiel beginnen, indem Sie sie unter dem Pullover eine Weile am Körper ruhen lassen.
- Halten Sie kurze Übezeiten ein, in denen jeder Ton bewußt ausgelotet wird.
- Spielen Sie lange Töne und hören Sie sich beim Spielen genau zu. Loten Sie den Kern des Tones aus und erweitern durch dynamische Veränderungen nach und nach die Lautstärkenbreite der einzelnen Töne. Jeder Ton möchte bewußt geformt werden. Sowohl von der Klangfarbe als auch vom Volumen her.
- Anfangs reicht ein geringer Tonumfang (zuerst nur 1. Oktave spielen, an die 2. Oktave erst nach und nach herantasten). Die Flöte „lernt“ die Töne erst, besonders in der Höhe.
- Jüngere Kinder mit noch starkem Speichelfluss sollten das tägliche Spiel in der ersten Woche nicht über 5 Minuten ausdehnen. Von Woche zu Woche kann die Dauer um ca. je 5 Minuten gesteigert werden. Erfahrenere Spieler hören, wann die Flöte „müde“ wird. Sie klingt heiser; die Töne sprechen in der Höhe und Tiefe trotz Einsaugens der Speicheltröpfchen aus dem Windkanal nicht mehr leicht an. Dann ist es Zeit, die tägliche Einspielphase zu beenden. Auch hier gilt: von Woche zu Woche verträgt die Flöte etwas mehr – mehr Zeit, einen größeren Tonumfang, mehr Virtuosität.
- Nach jedem Spielen muss die Flöte selbstverständlich ausgetrocknet werden. Dazu wird die Flöte auseinandergenommen und mit einem Wischerstab mit Baumwoll- oder Mikrofasertüchlein trockengewischt. Anschließend sollte die Flöte unbedingt offen liegen bleiben, damit sie an der Luft nachtrocknen kann. Neue Flöten sollten auch in regelmäßigen Abständen geölt werden.
Nach und nach entwickelt sich so ein intensives Verhältnis zwischen Flöte und ihrem Spieler. Sie werden mit ihrer Flöte gewissermaßen verwachsen. Ihre Flöte stellt sich genau auf Ihre Anblasstärke, die Feuchtigkeit und Ihre spezifische Tonmodulation ein. Daher sollte es in jedem Fall vermieden werden, dass eine Holzblockflöte von mehreren Personen gespielt oder verliehen wird!